“Wir als Individuen haben einen eigenen Willen und eine Verantwortung, und nur indem wir diese Verantwortung übernehmen, können wir vermeiden, dass die Geschichte sich wiederholt.”
Hédi Fried
Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos und der zweite Weltkrieg war zu Ende. Millionen von Menschen waren dem Nazi-Regime zum Opfer gefallen und weite Teile Europas waren zerstört. Heute feiern wir diesen Tag der Befreiung und 75 Jahre Frieden in Deutschland und Europa.
Als eine Selbstverständlichkeit dürfen Frieden und Demokratie jedoch auch von den jüngeren Generationen, die ohne Krieg aufwachsen durften, niemals verstanden werden, denn was einmal geschah, kann wieder geschehen. Gerade in Zeiten, in welchen eine ausländerfeindliche Partei wieder Wahlerfolge verzeichnet und Menschen gegen Flüchtlinge und Ausländer auf die Straße gehen, müssen wir uns daran erinnern, dass Adolf Hitler mit seiner menschenverachtenden Ideologie nicht plötzlich über Deutschland hereinbrach, sondern von großen Teilen der Bevölkerung unterstützt und gewählt wurde.
Deshalb haben wir auch heute noch die Verantwortung, den Zeitzeugen zuzuhören, uns zu erinnern und uns selbst und unsere Vorurteile immer wieder zu hinterfragen, um unsere Menschlichkeit, Empathie und Nächstenliebe nie wieder zu vergessen.
Kerzen zum Zeichen des Gedenkens
Da aufgrund der Corona-Situation keine öffentlichen Veranstaltungen zur Feier des Kriegsendes stattfinden können, hatte die Stadt Regensburg die schöne Idee, alle Bürger/innen dazu aufzurufen, am 8. Mai eine Kerze als Symbol des Gedenkens ins Fenster zu stellen. Unter dem Hashtag #75jahrekriegsende können dann Bilder dieser Kerzen auf Facebook und Instagram hochgeladen werden, um auch im virtuellen Raum ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.
Zuhören und aus der Geschichte lernen
Nach 75 Jahren Kriegsende gibt es nur noch wenige Zeitzeugen, die persönlich von ihren Erfahrungen im zweiten Weltkrieg berichten können, deshalb rief die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 2017 das Zeitzeugenportal ins Leben, das unter dem Motto “Erzählen. Erinnern. Entdecken.” Interviews und Berichte aus der Zeit von 1914 bis heute zur Verfügung stellt. In einzelnen Videos erzählen hier unterschiedlichste Zeitzeugen von ihren persönlichen Erfahrungen, Erlebnissen und Erkenntnissen.
Lasst uns zuhören und aus unserer Geschichte lernen!
Berlin damals und heute
Um einen Gang durch Berlin 1945 zu machen, muss man heute nicht einmal mehr das eigene Wohnzimmer verlassen. In der virtuellen Ausstellung “Nach Berlin” könnt ihr verschiedene Orte in der Hauptstadt besuchen und viel über deren Geschichte erfahren. Begleitend zur Ausstellung gibt es einen spannenden Podcast mit Berichten und Erlebnissen aus den letzten Kriegstagen. Die App “Augmented Berlin”, die kostenlos im App Store heruntergeladen werden kann, vervollständigt das Angebot zur Erinnerung und Würdigung des Kriegsendes vor 75 Jahren.
Fragen an eine Überlebende des Holocaust
„Es gibt keine dummen oder verbotenen Fragen, nur Fragen, auf die es keine Antwort gibt”
Im Laufe vieler Jahre, in denen sie sich an Schulen und Universitäten für die Aufklärungsarbeit zum Holocaust engagierte, wurden Hédi Fried unzählige Fragen gestellt. Fragen, die die Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen nun gesammelt, in Schriftform beantwortet und veröffentlicht hat. Dieses Buch berührt, erschüttert und bringt uns das unvorstellbare Grauen näher, das so viele unschuldige Menschen im nationalsozialistischen Deutschland erleiden mussten.
Ihre Botschaft an die jungen Generationen: Nehmt eure Verantwortung wahr und lasst die Geschichte sich nicht wiederholen!
Fragen, die mir zum Holocaust gestellt werden
Die verdammte Generation
“Hören wir ihnen zu, anstatt sie zu verdammen.”
Eine differenzierte Betrachtung des zweiten Weltkrieges ist im Anblick der unmenschlichen Grausamkeit des Holocaust nicht einfach. Allzu schnell verfällt man der Annahme, eine ganze Generation Deutscher wären überzeugte Nationalsozialisten gewesen, die vom Holocaust wussten und nichts dagegen unternahmen. Aber ist dieses Bild nicht zu einfach, zu schwarz-weiß gezeichnet?
Der Historiker Christian Hardinghaus sprach für dieses Buch mit 13 ehemaligen Soldaten der deutschen Wehrmacht, gibt ihnen eine Stimme und lässt sie erzählen, worüber sie so lange schwiegen. Ihre authentischen Berichte sind schonungslos ehrlich, schockierend, aber auch reflektiert und zutiefst bewegend.
“Die verdammte Generation” ist ein wichtiges Buch, um den zweiten Weltkrieg in seiner Gesamtheit zu verstehen und zeigt anhand von Einzelschicksalen, dass es in der Geschichte nie nur Gut und Böse gibt.
Die verdammte Generation
Gespräche mit den letzten Soldaten des Zweiten Weltkriegs
Was wissen wir wirklich über Hitler?
Nicht unumstritten aber hochinteressant, das ist der allgemeine Tenor zur neuen Hitler-Biographie des irischen Historikers Brendan Simms. Der Cambridge-Professor wirft in diesem Buch einen radikal neuen Blick auf Hitlers Leben, Denken und Handeln und setzt seinen Schwerpunkt auf eine globale Perspektive der politischen Entwicklungen im Dritten Reich. Sein wichtigster Grundsatz: Hitlers Hass und Hauptaugenmerk habe vor allem Angloamerika und dem internationalen Kapitalismus gegolten und erst an zweiter Stelle den Juden und dem Bolschewismus.
Simms Thesen sind durchaus gewagt und provokant, dennoch ist dieses Buch ein weiteres, lesenswertes Puzzlestück im Gesamtbild der deutschen Geschichte.
Hitler
Ein radikal neuer Blick auf Hitlers Leben, Denken und Handeln
Hoffnung inmitten von unvorstellbarem Grauen
Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte. Diesen Titel muss man erstmal sacken lassen, denn er spricht für sich, noch bevor man überhaupt den Klappentext gelesen hat. So unglaublich es scheint, erzählt Jeremy Dronfield anhand von Tagebucheinträgen und Interviews hier die wahre Geschichte von Fritz Kleinmann, der seinem Vater Gustav freiwillig ins Konzentrationslager Auschwitz folgte, um ihn nicht alleine zu lassen.
Dieses Buch schmerzt, manchmal ist es kaum auszuhalten, aber der Zusammenhalt und die Liebe zwischen Vater und Sohn bestehen gegen jede Grausamkeit der Nazis und geben dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte damit ein bisschen Hoffnung und Menschlichkeit zurück.
Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte
Eine wahre Geschichte
Selbst der Tod hat ein Herz
“Die Bücherdiebin” zählt schon fast zu den modernen Klassikern der Jugendliteratur und das nicht nur wegen des ungewöhnlichen Erzählers. Die Geschichte der kleinen Liesel Meminger wird nämlich vom Tod höchstpersönlich erzählt, der überraschend liebevoll sein kann und zu ironischen sowie philosophischen Gedanken neigt.
Während die Wirren des zweiten Weltkriegs alles um sie herum in Schutt und Asche legen, entdeckt die neunjährige Liesel ihre Liebe für Bücher, die ihr während der Schreckensherrschaft der Nazis Kraft und Hoffnung geben.
Dieser Roman geht unter die Haut, man lacht und weint gemeinsam mit dem Tod, Liesel und ihren Freunden und versteht, was es heißt in solch dunklen Zeiten leben zu müssen.
Die Bücherdiebin
Selbst der Tod hat ein Herz …
Schuld, Hoffnung und Menschlichkeit
Amsterdam ist besetzt von den Nazis und Hanneke trauert um ihren Freund, der an der Front gefallen ist. Als kleinen Akt der Rebellion beschafft sie Schwarzmarktgüter. Aber eines Tages bekommt sie den Auftrag ein jüdisches Mädchen zu finden, das aus einem Geheimversteck verschwunden ist. Ab da entfaltet sich ein Netz aus Lügen, Rätseln und Geheimnissen. Ein einfühlsamer und packender Roman über Schuld, Verrat und Hoffnung, der für den deutschen Jugendliteraturpreis 2019 nominiert wurde!
Das Mädchen im blauen Mantel
Schuld und Verrat, Mut und Widerstand
Viel Spaß und bleibt gesund!
Euer Buchberatung Team